Bildung im 21. Jahrhundert – Fachübergreifender Unterricht in der Zweisprachigen Primarschule

Am Institut Montana glauben wir, dass die Schule den Lernenden viel mehr beibringt als ein akademischer Unterricht. Die Schule ist vor allem eine wertvolle Erfahrung, welche Kinder auf das moderne Leben mit seinen Herausforderungen vorbereiten soll. Es reicht nicht mehr aus, für Schülerinnen und Schüler nur Mathematik, Deutsch oder Literatur zu unterrichten und sie somit für einen Beruf vorzubereiten, welchen es in ein paar Jahren aufgrund der Digitalisierung vielleicht gar nicht mehr gibt. Moderne Bildung sollte sich auf die Fähigkeiten konzentrieren, die für den Erfolg im 21. Jahrhundert entscheidend sind, und hier kommt der kreative Ansatz des fachübergreifenden Unterrichts ins Spiel.


An unserer Zweisprachigen Primarschule folgen unsere Schülerinnen und Schüler dem Lehrplan 21 und entwickeln dabei die Fähigkeiten, die für das 21. Jahrhundert wichtig sind, welche von Sir Ken Robinson definiert wurden:

  1. Neugierde: die Fähigkeit, Fragen zu stellen und zu erforschen, wie die Welt funktioniert.
  2. Kreativität: die Fähigkeit, neue Ideen zu entwickeln und sie in der Praxis anzuwenden.
  3. Kritik: die Fähigkeit, Informationen und Ideen zu analysieren sowie begründete Argumente und Urteile zu entwickeln.
  4. Kommunikation: die Fähigkeit, Gedanken und Gefühle klar und selbstbewusst in einem breiten Spektrum von Medien auszudrücken.
  5. Kollaboration: die Fähigkeit, konstruktiv mit anderen zusammenzuarbeiten.
  6. Mitgefühl: die Fähigkeit, sich in andere hineinzuversetzen und entsprechend zu handeln.
  7. Gelassenheit: die Fähigkeit, sich mit der inneren Welt der Emotionen zu verbinden und einen Sinn für persönliche Harmonie und Balance zu entwickeln.
  8. Staatsbürgerschaft: die Fähigkeit, sich konstruktiv an der Gestaltung der Gesellschaft zu beteiligen.


Was ist fachübergreifender Unterricht?

Fachübergreifender Unterricht ermöglicht Schülerinnen und Schülern, Verbindungen zwischen verschiedenen Schulfächern herzustellen, während sie ein relevantes Konzept, Thema oder Problem erforschen. Es integriert die Perspektiven der gängigen Schulfächer, um ein tieferes Verständnis für die Vielseitigkeit des Konzepts zu bekommen.

Durch diesen Ansatz, der mit den Interessen der Kinder und aktuellen Ereignissen sowie Trends unserer Zeit verknüpft ist, sollen die Kinder lernen, ihr Wissen anzuwenden. Ziel ist, nachhaltig für das Leben zu lernen und nicht nur Fachwissen für eine Prüfung schnell auswendig zu lernen. Dies soll durch fachübergreifenden, kooperativen, kompetenzorientierten und kreativen Unterricht in Verbindung mit digitalen Medien ermöglicht werden.

Warum ist fachübergreifender Unterricht wichtig?

Michael Gruneberg erklärt in seinem Buch "Theoretische Aspekte des Gedächtnisses", dass unser Gedächtnis kontextabhängig ist, das heisst, dass wir unser neues Wissen schnell verlieren, wenn wir es nicht mit einem anderen Wissen verbinden können.

Fachübergreifender Unterricht ist wichtig, weil es hilft, diese Zusammenhänge zu schaffen, indem es dieselbe Idee in verschiedenen Fächern aufgreift und sie auf eine praktische, leicht verständliche Weise erklärt.

Heutzutage ist es so wichtig, dass Schülerinnen und Schüler lernen, wie man auch schwierige Aufgaben kreativ lösen kann. Sie müssen wissen, dass es oft mehr als nur einen Weg gibt, ein Problem zu lösen.
 
Ausserdem zeigen verschiedene Studien, dass das Variieren von Lernmethoden und -materialien das Behalten und Abrufen von Informationen durch die Lernenden verbessert.

Die Lernpyramide, die vom «U.S. National Training Laboratory» entwickelt wurde, stellt fest, dass die meisten Lernenden sich nur an etwa 10% Information aus Lehrbüchern erinnern können. Gleichzeitig behalten sie 90% der Information, welche sie den anderen Lernenden erklären müssen. 

Fachübergreifender Unterricht hilft unseren Lehrerinnen und Lehrern verschiedene effektive Lehrmethoden gemäss der Pyramide anzuwenden und somit den Schülern, sich an den Unterricht zu erinnern.



Wie sieht fächerübergreifender Unterricht in einem Klassenzimmer aus?

Der Lehrplan unserer Zweisprachigen Primarschule beinhaltet sechs allgemeine Themen für das Jahr und alle Fächer sind mit jedem Thema verbunden. Dadurch, dass die allgemeinen Themen für jede Klasse gleich sind, können die Lehrpersonen für Konsistenz sorgen und die Entwicklung über die Jahre hinweg verfolgen. Alle Unterrichtsstunden sind sehr interaktiv, kreativ und fördern die Teamarbeit. Unsere Grundschüler arbeiten mit Tablets und M365, um wichtige digitale Fähigkeiten zu entwickeln. 

Nehmen wir das Thema Papiermüll als Beispiel. Zu Beginn der Unterrichtsreihe wurde den Primarschülerinnen und -schülern ein Green Peace Video gezeigt. Es ging um die Regenwaldzerstörung durch die Papierproduktion. Anschliessend wurden die Schülerinnen und Schülern gebeten zu zählen, wie viel Papier sie in einer Woche verbrauchen, einschliesslich Notizbuchseiten, Zeichenpapier und Toilettenpapier. Die Mathematiklehrperson nutzte ihre Ergebnisse, um eine Tabelle des Papierverbrauchs zu erstellen und die Prozentsätze zu erklären. In der Bastelstunde lernten die Schülerinnen und Schüler, wie Papier in der Vergangenheit hergestellt wurde und sie konnten ihr eigenes Papier herstellen. Im Englisch- und Deutschunterricht nahmen die Schüler an Dichterwettstreits «Poetry Slams» teil, bei denen sie Gedichte schrieben, um die Welt zu inspirieren, kein Papier mehr zu verschwenden. 

Dieses Thema inspirierte einige unserer Lernenden dazu, ihre Eltern zu ermutigen, auf Recyclingpapier umzusteigen und sich für Umweltprobleme zu interessieren.


Vorteile des fachübergreifenden Unterrichtes

Fachübergreifender Unterricht bietet viele Vorteile im Vergleich zum traditionellen Unterricht in einem Klassenzimmer.

  • Divergentes Denken und Kreativität. Das moderne Bildungssystem fördert konvergentes Denken, d.h. die Anwendung eines festen Regelwerks, um zu einer einzigen Lösung einer Aufgabestellung zu kommen. Auf der anderen Seite ist divergentes Denken ein freier fliessender Prozess, der zu mehreren kreativen Lösungen des einzelnen Problems führt. Sowohl divergentes als auch konvergentes Denken sind wichtig. Jedoch das Fördern des konvergenten Denkens allein kann zum Verlust von Kreativität und kritischem Denken führen. Diese Fähigkeiten sind aber sehr wichtig in 21. Jahrhundert.
  • Mehr Bedeutung im Lernen. Viele Schülerinnen und Schüler lernen, weil es ihnen von der Schule und ihren Eltern so gesagt wird. Der fachübergreifende Ansatz verbindet ein Thema mit vielen Schulfächern und ermöglicht den Lernenden den Sachverhalt viel tiefer zu verstehen. Sie sehen die Zusammenhänge und erkennen, warum sie dieses Thema lernen. Dieses System macht es ihnen auch leichter, sich an das Gelernte zu erinnern.
  • Hohe Motivation. Die Verknüpfung eines Themas mit verschiedenen Schulfächern erfordert von den Lehrpersonen ein gewisses Mass an Kreativität, was den Unterricht viel spannender macht. Unsere Erfahrung zeigt, dass Lernende neugierig und motiviert sind, ein Thema aus verschiedenen und manchmal sogar unerwarteten Blickwinkeln zu entdecken.
  • Den Ursprung eines Problems erkennen. Fachübergreifender Unterricht ermutigt Schülerinnen und Schülern, eine Fragestellung aus verschiedenen Blickwinkeln zu betrachten. Sie lernen die Vielseitigkeit einer realen Situation kennen, entwickeln kritisches Denken und verstehen, dass es meist mehr als eine richtige Lösung dafür gibt. Diese Art des Denkens wird heutzutage von vielen Personalvermittlern sehr geschätzt und gesucht.
  • Selbstvertrauen aufbauen. Der fachübergreifende Ansatz ermutigt Lernenden, ihre Meinung in der Klasse zu äussern, auch wenn diese vielleicht mit anderen nicht einhergeht. Es hilft Schülerinnen und Schülern, ihr Selbstvertrauen aufzubauen und einfacher zu sprechen, ohne Sorge eine tiefere Note zu erhalten bzw. durch Gleichaltrige vorverurteilt zu werden.
Insgesamt hat das Institut Montana positive Rückmeldung von den Eltern erhalten, die in dem fächerübergreifenden Unterricht erhebliche Vorteile sehen und die Tatsache schätzen, dass ihre Kinder nun engagierter und interessierter im Lernprozess sind.